Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber

Wir wollen die Idee weitertragen!

„Wir wollen die Idee weitertragen!“

Warum Untermaßholderbach für Zukunft, Moderne, Nachhaltigkeit & Umweltbewusstsein steht.

Gerade steht bei Familie Weidmann in Untermaßholderbach das Abendessen auf dem Tisch, da klingelt das Handy von Elke Weidmann. „Wir würden Sie gerne mal besuchen“, sagt die Stimme am Telefon. „Kein Problem“, entgegnet sie. Wenig später ist ein Termin für den kommenden Monat vereinbart, der vorletzte, der noch frei war.

„Erst vor ein paar Tagen war die 12. Klasse vom Wirtschaftsgymnasium in Öhringen da“, sagt Johannes Weidmann, der einer der Bioenergieführer ist. Kurz darauf kam eine Reisegruppe aus Stuttgart, selbst eine Delegation aus Serbien interessierte sich für das kleine Dorf mit seinen rund 110 Einwohnern.

Doch was ist so aufregend an Untermaßholderbach? Hier gibt es keine Schule, selbst Google Maps findet die Ortschaft nicht! Und trotzdem steht Untermaßholderbach für Zukunft, für Moderne, für Nachhaltigkeit und für Umweltbewusstsein, denn Untermaßholderbach hat die Energiewende geschafft. Die Einwohner versorgen sich selbst mit Energie, sich selbst und andere. Die Biogasanlage sowie die Photovoltaik-Anlagen im Ort liefern Strom für über 1.200 Haushalte, zehnmal mehr als man selbst verbraucht. Herzstück ist aber das Nahwärmenetz mit Heizzentrale, das alle Häuser mit Abwärme aus der örtlichen Biogasanlage versorgt. Rund 100.000 Liter Heizöl werden so Jahr für Jahr eingespart. 2014 wurde man bereits vom Bundesagrarminister zum „Bioenergiedorf des Jahres“ gekürt.

Mitdenken & Mitmachen

Das Erfolgskonzept von Untermaßholderbach: Mitdenken und Mitmachen. Schon vor über zehn Jahren nahm Landwirt Ulrich Bauer seine Biogasanlage in Betrieb. Aus Nachwachsenden Rohstoffen werden hier Strom und Wärme erzeugt. Ulrich Bauer wollte sich damals ein weiteres Standbein zum klassischen landwirtschaftlichen Betrieb schaffen. 2010 haben sich dann die Bürger aus Untermaßholderbach zusammengetan, um ein Konzept für die örtliche Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien zu entwickeln. Dazu hat sich ein Kernteam von acht Bürgern gebildet, um das Projekt voran zu bringen. Dieses Kernteam bildet heute das Leitungsteam der Nahwärme Untermaßholderbach GbR. Fast alle heizten damals noch mit Öl oder Gas. „ Wir dachten uns, dass man mit der Abwärme aus der Biogasanlage doch etwas machen muss“, erinnert sich Prof. Dr. Otto Weidmann, Sprecher des Kernteams und der Nahwärme GbR, der schon bei den ersten Gesprächen mit am Tisch saß.

Die Gründung der „Nahwärme Untermaßholderbach GbR“

Im Gemeinschaftshaus wurde die Idee der Selbstversorgung den Bürgern präsentiert. Gemeinsam hat man ein Preismodell entwickelt. „Wir haben eine Lösung gefunden, die für den Kleinabnehmer genauso attraktiv ist, wie für einen größeren Betrieb“, so Max Jungk, einer der Geschäftsführer der Nahwärme GbR. Als im Herbst 2011 schließlich die „Nahwärme Untermaßholderbach GbR“ gegründet wird, sind fast alle Bürger als Teilhaber dabei. Im Rahmen der Realisierung des Nahwärmeprojektes werden die alten Heizungen stillgelegt und auf den Nahwärmeanschluss umgerüstet.

Nicht nur der Bau des Nahwärmenetzes, sondern auch der Betrieb der Nahwärme GbR erfolgt in Eigenregie. So ist Martin Steeb für die Abrechnungen zuständig. Neben Prof. Otto Weidmann, Ulrich Bauer, Max Jungk und Martin Steeb sind auch Manfred Bauer, Joachim Bortt und Frank-Ulrich Häußermann Mitglied des Leitungsteams. „Die Menschen hier sind traditionell eingestellt und gleichermaßen auch sehr innovativ“, sind sich die Leitungsteammitglieder einig. Fast jeder hat mitgemacht und seine persönlichen Fähigkeiten eingebracht. Am Ende konnte viel Geld durch das Engagement der Bürger gespart werden. „Heute ist das ganze Dorf stolz darauf, was hier geleistet wurde!“

Jetzt hat man schon die nächsten Ideen: Bürger in Untermaßholderbach werden zu Bioenergieführern ausgebildet, damit das große Interesse an den Führungen bewältigt werden kann. Auch andere Gemeinden können vom hiesigen Knowhow profitieren. Und während der Landesgartenschau 2016 in Öhringen gibt es sogar einen Shuttlebus, der Besucher vom Ausstellungsgelände nach Untermaßholderbach bringt. Auch am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat das Dorf mit großem Erfolg teilgenommen. Das Dorf ist sich einig:

„Wir wollen die Idee weitertragen!“

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